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ESG Investing: Was ist zu beachten?

ESG oder nachhaltiges Investieren liegt im Trend. Viele Menschen wollen ihr Geld anlegen und dabei Gutes tun. Doch was bedeutet das konkret?

Werte definieren Ziele

Die Ziele nachhaltigen Investierens sind oft sehr unterschiedlich. Dem einen liegt die Umwelt am Herzen, der andere möchte im sozialen Bereich Akzente setzen. Für die einen ist klar, dass sie nicht in Alkohol investieren wollen. Andere sehen keinen Grund, auf eine solche Investition zu verzichten. Die Ziele nachhaltigen Investierens hängen von den eigenen Wertvorstellungen ab. Anleger sollten sich daher darüber im Klaren sein, was sie mit ESG-Investments erreichen wollen und mit welchem Ansatz sie diese Ziele erreichen können.

Gemäss einer Studie der Asset Management Association Switzerland und Swiss Sustainable Finance gibt es drei Hauptgründe, warum Anleger in nachhaltige Finanzprodukte investieren:

  1. Finanzielle Ziele: Investoren wollen eine möglichst hohe finanzielle Rendite erzielen und sehen die Integration von Nachhaltigkeit in die Anlagestrategie als erfolgsrelevant an.
  2. Persönliche Werte: Anlegerinnen und Anleger möchten, dass sich ihre persönlichen Wertvorstellungen in ihrer Geldanlage widerspiegeln bzw. berücksichtigt werden.
  3. Positive Veränderung: Anleger wollen, dass ihre Investments etwas Gutes bewirken und in der realen Welt etwas Positives bewirken.

Die drei Ziele können sich bis zu einem gewissen Grad ergänzen. Nicht selten stellt sich jedoch die Frage, ob man bereit ist, für eine gute Sache auf Renditechancen zu verzichten. ESG-Investments können daher je nach Zielsetzung eine Abwägung erfordern.

Ziele bestimmen den richtigen Nachhaltigkeitsansatz

Die verschiedenen Nachhaltigkeitsansätze unterstützen die genannten Ziele in unterschiedlichem Masse. Die folgende Abbildung gibt einen Überblick über die gängigsten Nachhaltigkeitsansätze und ihren Beitrag zu den Anlagezielen:

Ausschlüsse

Ausschlüsse bedeuten, Unternehmen bestimmter Branchen vom Anlageuniversum ausschliessen. Ein Aktienfonds mit Ausschlüssen kann beispielsweise nicht in Unternehmen investieren, die Waffen oder Alkohol herstellen. Was bedeutet das für die Zielerreichung eines nachhaltigen Investors?

  • Finanzielle Ziele: Die Entscheidung, Produkte aus bestimmten Branchen auszuschliessen, beeinflusst die finanzielle Rendite. Je nach Marktphase können Ausschlüsse zu einer besseren oder schlechteren Anlageperformance führen.
  • Persönliche Werte: Persönliche Wertvorstellungen können sehr gut mit Ausschlüssen in der Anlage in Einklang gebracht werden. Ein Anleger sollte sich bewusst sein, was konkret ausgeschlossen wird und sich fragen, ob dies den eigenen Wertvorstellungen entspricht.
  • Positive Veränderung: Wir sind der Meinung, dass ein einzelner Investor mit Ausschlüssen keinen direkt messbaren Effekt erzielt. Wenn viele Investoren die gleichen Ausschlüsse vornehmen, kann die Bewertung eines Sektors sinken, was zu Handlungsdruck führen kann.

Best-in-Class

Bei diesem ESG-Investmentansatz werden in jedem Sektor die Unternehmen mit der besten Nachhaltigkeitsperformance ausgewählt. Viele Anlageprodukte stützen sich bei der Titelauswahl auf die Nachhaltigkeitsbewertung externer ESG-Rating-Anbieter.

  • Finanzielle Ziele: Die Auswahl der nachhaltigsten Unternehmen aus jedem Sektor kann dazu führen, dass in Unternehmen mit geringeren Nachhaltigkeitsrisiken investiert wird. Diese können sich daher auch finanziell gut entwickeln.
  • Persönliche Werte: Persönliche Wertvorstellungen können entsprechend der Wertvorstellungen des ESG-Ratinganbieters abgebildet werden. Der Ansatz reduziert das Risiko, in Unternehmen zu investieren, die gegen geltende Standards wie den UN Global Compact verstossen.
  • Positive Veränderung: Der direkte Einfluss auf die Realwirtschaft ist ähnlich wie bei den Ausschlüssen bescheiden.

ESG-Integration

Bei diesem Ansatz werden Nachhaltigkeitsaspekte in die fundamentale Unternehmensanalyse integriert. Nachhaltigkeitsrisiken und -chancen werden analysiert und bei der Anlageentscheidung berücksichtigt.

  • Finanzielle Ziele: Die Berücksichtigung des Nachhaltigkeitsprofils eines Unternehmens führt zu einer umfassenderen Analyse und damit möglicherweise zu besseren Anlageentscheidungen.
  • Persönliche Werte: Die Wertvorstellungen des Investors werden nicht berücksichtigt.
  • Positive Veränderung: Es werden keine direkten Auswirkungen auf die Realwirtschaft erwartet.

Themenanlagen

Thematische Anlagen investieren in Unternehmen, deren Produkte und Dienstleistungen zu einem ausgewählten Thema passen. So kann sich beispielsweise ein Aktienfonds auf das Thema erneuerbare Energien konzentrieren.

  • Finanzielle Ziele: Oft wird ein Thema gewählt, das im Trend liegt und gute Wachstumsaussichten hat. Die finanzielle Rendite hängt jedoch stark davon ab, wie sich die Unternehmen entwickeln, die zum Thema passen. Zudem führt die Konzentration auf ein Thema zu einer geringeren Diversifikation. Dies hat ein höheres Anlagerisiko zur Folge.
  • Persönliche Werte: Anlegerinnen und Anleger können bei der Wahl des Anlageprodukts darauf achten, dass das Thema ihren Wertvorstellungen entspricht. Nicht alle Unternehmen, die aufgrund ihrer Geschäftstätigkeit zu einem Thema passen, sind in allen Bereichen der Nachhaltigkeit vorbildlich.
  • Positive Veränderung: Es kommt darauf an, mit welchen Finanzinstrumenten in ein Thema investiert wird. Mit Themenfonds oder Private Equity können konkrete Projekte unterstützt werden, die ohne diese Finanzierung nicht realisiert worden wären (z.B. Solaranlagen). Dadurch wird eine positive Veränderung erreicht.

Impact Investing

Beim sogenannten wirkungsorientierten ESG Investing steht die Absicht im Vordergrund, eine positive Veränderung in der realen Welt zu bewirken. Die angestrebte positive Veränderung soll messbar sein.

  • Finanzielle Ziele: Finanzielle Ziele werden oft der Absicht, etwas in der realen Welt zu verändern, untergeordnet.
  • Persönliche Werte: Die persönlichen Wertvorstellungen können bei der Wahl des Anlageproduktes gut eingebracht werden.
  • Positive Veränderung: Impact Investing ist ideal, um eine positive Veränderung zu erreichen. Wichtig ist die Wahl des Anlageproduktes. Am besten geeignet sind Private Equity, Mikrofinanzanlagen und Themenfonds.

Stewardship

Aktionäre tragen als Miteigentümer des Unternehmens Verantwortung. Sie können sich im aktiven Dialog mit dem Unternehmen für Nachhaltigkeit einsetzen und ihre Stimmrechte entsprechend ausüben.

  • Finanzielle Ziele: Aktive Aktionäre können durch gezielte Anregungen dazu beitragen, dass sich das Unternehmen im Sinne der Aktionäre verhält. Dies kann sich positiv auf die finanzielle Entwicklung auswirken.
  • Persönliche Werte: Persönliche Werte können durch Active Stewardship eingebracht werden. Entscheidend ist, die Werte des Produktanbieters zu kennen.
  • Positive Veränderung: Durch Active Stewardship kann eine positive Veränderung erreicht werden. Wie gross der Einfluss eines Aktionärs ist, hängt oft von seiner Grösse ab. Ein kleiner Privatanleger kann mit seinem Aktienbesitz kaum Einfluss nehmen. Grosse, professionelle Investoren hingegen haben die Möglichkeit, Veränderungen voranzutreiben.

Eine Kombination kann Vorteile bringen

Die Kombination mehrerer Nachhaltigkeitsansätze erlaubt es, die Stärken und Schwächen einzelner Ansätze auszugleichen. Dadurch können Investorinnen und Investoren die Nachhaltigkeit ihrer Anlagen verbessern. Beispielsweise kann der ESG-Integrationsansatz mit Ausschlüssen kombiniert werden. Dadurch wird nicht nur eine bessere finanzielle Performance angestrebt, sondern es können auch persönliche Wertvorstellungen in die Geldanlage eingebracht werden.

Wer nachhaltig anlegen will, sollte Zeit investieren

Mit ESG-Investments Gutes zu tun ist nicht einfach. Anlegerinnen und Anleger sollten sich daher vor einer Investition Zeit nehmen und genau überlegen, welches Finanzprodukt am besten zu den eigenen Zielen passt. Dazu ist es notwendig, die verwendeten Nachhaltigkeitsansätze sowie deren Stärken und Schwächen zu kennen. Die Anbieter von Finanzprodukten stehen daher in der Verantwortung, transparent zu deklarieren, welche Nachhaltigkeitsansätze umgesetzt werden.